Werkreihe 1

Zwischen 1995 und 2000 entstanden Arbeiten, die an minimalistischer Kunst orientiert sind. Sie bildeten einen gewissen Endpunkt der bildnerischen Auseinandersetzung mit anderen Künstlern insbesondere mit den Arbeiten von Heinz Butz, Hermenaus Lehrer an der Akademie der bildenden Künste in München. Weitere Bilder, die in einer Art von Grundlagenforschung seit dem Ende der Studienzeit entstanden waren, sind nicht in dieser Webseite, sondern nur in einem Katalog verfügbar.

 

Durch alle Arbeiten klingen Themen, die mit dem Menschsein zu tun haben. Im Zentrum stehen bis aufs äußerste reduzierte Figuren, die oftmals kein Geschlecht aufweisen. Hermenau sucht in der Darstellung des Menschen nicht Äußerlichkeiten, sondern das Grundlegende, das sich hinter dem Menschsein verbirgt. Er drückt das Wesentliche durch die Haltung und Wechselwirkung seiner Figuren mit deren Umgebung aus.
In mehreren Bildern kann der Betrachter, wenn er so will, ein Kreuz erkennen. Das Kreuz als Symbol des Todes und der Auferstehung, des Leides und der Hoffnung, des Ausgeliefertseins und der Befreiung. Die Haltung des Menschen mit ausgebreiteten Armen kann aber auch eine freundliche Begrüßung symbolisieren, oder dass er frei ist, zum Fliegen ansetzen will – Die hellgelbe Figur auf grauviolettem Grund scheint dies auszudrücken. Ganz frei aber ist auch sie nicht, denn sonst wäre sie nicht in das türähnliche Rechteck eingeschlossen, das den linken Bildraum ausfüllt. Die Welt ist viel größer, aber Mensch ist gefangen. In seiner eigenen Vorstellung? In äußeren Zwängen? Den eigenen Platz im Bild, im Leben finden, damit befassen sich wohl alle Menschen in den Bildern Horst Hermenaus.
Einige der Menschenbilder zeigen streng geometrische Formen. Sie berühren nicht direkt den Betrachter, sondern strahlen eher ein gewisse Kühle und Distanz aus. Sprechen die anderen Bilder emotional an, so tun es diese eher von der intellektuellen Seite.
Erfrischend wirkt das heitere Bild „Sternentänzer“, in dem Mensch durch das All tanzt. In einer der wenigen Arbeiten mit einem Titel tobt Mensch geradezu voller Übermut durch das Bild. Ausgelassen, fröhlich, kraftvoll, Sterne umarmend, auch so kann Mensch sein, so muss er sein, denn das Leben ist schön.
Nur klein ist oftmals die Erdschicht gegenüber Himmel und Wasser. Und in dieser hält sich Mensch auf. Es sieht so aus, als hätte Menschlein gerade Platz auf der Erde, als spanne es sich in diesem ihm zugewiesenen Raum auf. Oder wird ihm der Raum zu eng? Wo gehört Mensch hin, wo ist sein Platz und wo wird er in Zukunft seinen Platz finden? All diese Fragen tun sich auf, geht man auf das Angebot der Bilder ein, mit ihnen eine ganz subjektive Zwiesprache zu halten. Die wichtigen Fragen des Lebens sind es, die sich dem Betrachter hier unmittelbar stellen und die er sich, inspiriert von der Kunst Horst Hermenaus und aus dem Diaolog mit seinem Werk, selbst beantworten kann.

Dr. Monika Ziegler